Info-Veranstaltung der Polizei für Homberger Schulen zu Gefahren im Internet
224 Minuten im Schnitt – so lange ist nach Auskunft der hessischen Polizei jeder Jugendliche täglich (!) im Internet unterwegs. What’s App, TikTok, Instagram oder Snapchat … die sozialen Medien werden viel und gerne genutzt. Allerdings auch häufig so, dass es die Polizei auf den Plan ruft. Beleidigung, Verbreitung von (Kinder-)Pornografie, üble Nachrede, strafbare Fotos, Nötigung, Aufruf zur Gewalt oder Volksverhetzung – die Bandbreite möglicher Straftatbestände ist groß, teilten zwei Polizeibeamte jetzt während einer Info-Veranstaltung in der Aula der Ohmtalschule (OTS) mit.
Die Kriminalhauptkommissarin Lorena Decher und Polizeihauptkommissar Ralph Linker von der Führungsgruppe der Polizeidirektion Vogelsberg waren auf Einladung der Pestalozzi-Schule in Homberg. Sie informierten Schüler, Eltern und Lehrer über Medienschutz und die Gefahren von Cybercrime. „Wir verzeichnen einen erheblichen Anstieg der Fallzahlen und jeder zweite Tatverdächtige ist ein Jugendlicher oder ein Kind!“, warnte Kriminalhauptkommissarin Decher. Mit einem Video zum Thema „Mach dein Handy nicht zur Waffe“ wurde den Jugendlichen sehr deutlich vor Augen geführt, was ein einzelnes Nacktfoto, ein schneller Screenshot und dessen illegale Verbreitung über die sozialen Medien nach sich ziehen kann: Anzeige, Strafverfolgung, zerstörte Kinderseelen… Auch Geldstrafen, Arbeitsstunden, Einträge im Führungszeugnis bis hin zu Gefängnis sind möglich.
„Es gibt zudem viele negative Folgen wie psychische Erkrankungen, Psychiatrie-Aufenthalte, Suizide und Suizid-Versuche sowie schwerwiegende soziale Folgen für die betroffenen Familien“, erklärte Polizeihauptkommissar Ralph Linker und appellierte deshalb an die Schüler: „Denkt darüber nach, was ihr geschickt bekommt und was ihr weiterschickt!“ Allein das Empfangen und das Versenden eines illegalen Inhaltes – auch wenn es in guter Absicht an die eigenen Eltern oder Lehrer ist – ist strafbar.
„Wir haben uns für dieses Schuljahr die Überarbeitung des Schutzkonzeptes gegen sexualisierte Gewalt als Thema vorgenommen“, erklärt Antje Reinmuth-Kaut, Leiterin der Pestalozzi-Schule, die Idee hinter der Veranstaltung. „Wir wollen dies unter Einbindung von Eltern und Schülern tun und nicht über deren Kopf hinweg. Dementsprechend war Gewalt/sexualisierte Gewalt bereits vorab Thema im Unterricht und in Elternbeiratssitzungen. Die Einladung an die Polizei hat in diesem Rahmen stattgefunden und der Vortrag wurde in den Klassen nachgearbeitet.“ Im zweiten Halbjahr werde zudem noch „Finger weg von Julia“ als Theater eingeladen, in Kooperation mit der Grundschule und der Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt, so die Schulleiterin.
Die Veranstaltung für Ohmtal- und Pestalozzi-Schule fand im Rahmen des Präventionsprogramms DIGITAL NATIVE (ein Wortspiel zwischen „Digital Native“ und „Digital Naiv“) statt. Dies ist eine Initiative des Polizeipräsidiums Osthessen in Kooperation mit dem Landkreis Fulda und dem Staatlichen Schulamt des Landkreises Fulda. Das Programm richtet sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende, ihre Eltern und ihre Lehrkräfte und thematisiert aktuell sexuelle Gewalt im Internet, Hatespeech und Cybermobbing.
Die Polizei teilt dazu mit: Die Polizei bringt sich auch als Präventionspartner für Schulen auf vielfältige Weise ein – auch bei Herausforderungen in der digitalen Welt. Die Vermittlung eines kompetenten und sicheren Umgangs mit der Digitalisierung ist jedoch nicht ausschließlich Aufgabe der Polizei. Vielmehr ist es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, bei der jeder – Schülerinnen und Schüler, Lehrende und Eltern – Verantwortung übernehmen und das Gefahrenpotential des digitalen Alltags erkennen und minimieren können.
Weitere Informationen unter https://digitalnative-hessen.de
Text und Bild: S. Simon