Lesepatenprojekt in Kinder-Nachrichtensendung ,,Logo” vorgestellt – Schüler lesen für Grundschüler
In den Medien wird immer wieder auf die oft mangelhafte Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen hingewiesen. Eine gezielte Förderung dieser Fähigkeit ist für die schulische und später auch berufliche Entwicklung von großer Bedeutung. Was also tun? Wie gezielt die Lesekompetenz verbessern? Diese Frage stellte sich Lehrerin Ute Tondar vor vielen Jahren und rief dann ein besonderes Projekt an der Ohmtalschule (OTS) ins Leben, das nunmehr seit 2012 sehr erfolgreich durchgeführt wird: das Lesepatenprojekt.
Das interessierte nun auch das ZDF, das ein Fernsehteam nach Homberg entsandte, um dort einen spannenden TV-Beitrag zu drehen. Das Projekt ist eine Kooperation zwischen der Ohmtalschule und der benachbarten Grundschule und bietet Schülerinnen und Schülern der achten Klassen die Möglichkeit, Erstklässler beim Lesenlernen zu unterstützen. Das Prinzip ist einfach: Für ein Schuljahr wird den Achtklässlern jeweils ein Patenkind aus der ersten Klasse zugeteilt, geht es von der Klassenstärke her nicht auf, sind ausnahmsweise auch mehrere Schüler in einem Lese-Tandem. Einmal pro Woche holen die Lesepaten ihre Schützlingen in der Grundschule ab und gehen mit ihnen in die neu und gemütlich gestaltete Bibliothek, wo sie gemeinsam eine Schulstunde in ausgewählten Büchern schmökern.
Zu Beginn des Schuljahres steht vor allem das Vorlesen im Vordergrund. Die älteren Schüler lesen den Erstklässlern vor, um ihnen die Freude am Lesen näherzubringen. Im Laufe des Schuljahres entwickelt sich das Projekt jedoch weiter: Die Lesepaten unterstützen die Erstklässler immer mehr beim aktiven Lesenlernen. Hierbei profitieren beide Seiten – die Achtklässler stärken ihre eigene Lesekompetenz, während die Erstklässler ihre Fähigkeiten im Lesen immer weiter ausbauen. Kürzlich war ein ZDF-Team zu Gast in der Bibliothek, um einen Beitrag für die Kindernachrichtensendung „Logo“ zu drehen. Alle Beteiligten waren sehr aufgeregt, meisterten jedoch die Situation souverän, obwohl hin und wiedet eine große Kamera und ein Mikrofon auf sie gerichtet waren. Das Fernsehteam beobachtete die Leseteams und interviewte sowohl Grundschüler als auch Gesamtschüler. Die Kinder erzählten der Redakteurin, die mit Kameramann und Tontechnikerin angereist war, begeistert, wie sehr ihnen das Lesepatenprojekt geholfen hat, ihre Lesefähigkeit zu verbessern.
Die Grundschüler lieben ihre großen Paten und umgekehrt. Es entwickelt sich schnell eine starke Bindung zwischen den beiden Gruppen. Es ist für Außenstehende immer wieder beeindruckend zu sehen, wie liebevoll und geduldig die Gesamtschüler mit den Erstklässlern umgehen. Die Kleinen schildern indes begeistert, wie sehr ihnen das Lesen mit den Großen Spaß macht. Und einige der älteren Schüler berichten, dass sie seit Beginn des Projekts flüssiger lesen und von den regelmäßigen Leseeinheiten profitieren. Das Lesepatenprojekt wurde in einem kleinen Beitrag in der Sendung „Logo“ des Kinderkanals (Kika) vorgestellt. Dieser Beitrag hat nicht nur das Projekt einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht, sondern auch gezeigt, wie wirkungsvoll und bereichernd eine solche Kooperation zwischen Schulen sein kann.
„Das Projekt wurde von mir vor vielen Jahren ins Leben gerufen, um die Lesekompetenz der Achtklässler und der Grundschüler zu fördern. Doch schnell wurde klar, dass das Projekt weit mehr bewirken kann. Neben der Förderung der Lesefähigkeiten stärken die Schülerinnen und Schüler auch ihre Sozialkompetenz“, sagt Initiatorin Ute Tondar. Die regelmäßige Interaktion zwischen den älteren und jüngeren Kindern fördere Verantwortung, Geduld und Empathie. Dies seien Fähigkeiten, die sowohl für das schulische als auch für das gesellschaftliche Leben von großer Bedeutung sind. „Das Lesepatenprojekt hat sich mittlerweile zu einer festen Institution an der Ohmtalschule entwickelt. Es ist ein Paradebeispiel dafür, wie Schülerinnen und Schüler gegenseitig voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen können. Es ist mir deshalb ein großes Anliegen, dieses meines Wissens nach deutschlandweit in dieser Art einzigartige Projekt bekannt zu machen“, so Ute Tondar.
Text und Bilder: S. Simon