Regisseur P. Ohlendorf (“Blut muss fließen”) am 16.03.15 an der OTS

(Sim) Als rechtsradikale Liedzeilen vor einigen Jahren in einem schalldicht umgebauten Schweinestall in Kirtorf gegrölt werden, hoben etliche der kahlköpfigen Konzertbesucher die Arme zum Hitlergruß, schrien „Sieg Heil“ und grölten fröhlich mit. Die heimlich gefilmten Aufnahmen des geheim organisierten Konzertes gelangten später an die Öffentlichkeit und sorgten in ganz Deutschland für Entsetzen. Kirtorfer, Staatsschützer und Polizei hatten das unheimliche Treiben auf dem Grundstück eines Landwirts schon lange argwöhnisch beobachtet. Da die Konzerte jedoch als „private Geburtstagsfeier“ deklariert waren, waren ihnen lange Zeit die Hände gebunden.

Acht Jahre lang hat der Under-Cover-Filmemacher mit dem Pseudonym Thomas Kuban in der rechten Szene recherchiert, ist durch ganz Europa gereist und hat mit einer versteckten Knopfloch-Kamera den braunen Spuk auf Konzerten gefilmt, auf denen volkshetzende, antisemitische und fremdenfeindliche Parolen gegrölt werden, wie etwa in Kirtorf. Obwohl er für diese Arbeit sein Leben riskierte, gelang es ihm und Regisseur Peter Ohlendorf nicht, Fördergeld für das gefährliche und wichtige Projekt einzuwerben. Nachdem Ohlendorf den Film bereits vor einigen Jahren auf Einladung des Aktionsbündnisses gegen Rechts in Kirtorf gezeigt hatte, ist es der Ohmtalschule in Homberg nun gelungen, Film und Regisseur erneut in die Region zu holen. Am Montag, 16. März, wird der fast 90-minütige Streifen „Blut muss fließen  – Undercover unter Nazis“ um 19 Uhr in der Aula der Schule gezeigt. Daran schließt sich eine Podiumsdiskussion an, an der neben Ohlendorf auch Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen Rechtsextremismus in Kirtorf, Gerd Ochs vom Aussteigerprogramm Ikarus und Frau Lucas vom Jugendamt teilnehmen. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostet 3 Euro Eintritt. Schüler haben freien Eintritt. In Homberg können Karten im Vorverkauf  erworben werden in den Geschäften „Die Buchhandlung“ und Schreibwaren Repp sowie in der Schul- und Stadtbibliothek.

An der Ohmtalschule (OTS) beschäftigen sich Schüler und Lehrer bereits seit einiger Zeit mit den früheren rechten Umtrieben in Kirtorf. So wurde die Ausstellung zum Thema des Aktionsbündnis gegen Rechtsextremismus in Kirtorf kürzlich in der Aula gezeigt und Inhalte im Politik- und Geschichts-Unterricht der höheren Jahrgangsstufen besprochen. Vom 2. bis zum 13. März ist die Ausstellung des Aktionsbündnis, das sich als Reaktion auf die rechten Konzerte in Kirtorf gründete und das Motto „Kirtorf bleibt bunt!“ prägte, nun erneut in der Aula zu sehen. Während dieser Zeit soll die Schau unter anderem von den Abschlussklassen besucht werden, die Anfang März zu einer Fahrt zur Gedenkstätte Buchenwald aufbrechen. Es ist bereits seit vielen Jahren Tradition, dass alle Abschlussklassen der OTS das ehemalige Konzentrationslager bei Weimar besuchen und sich im Unterricht mit der Aufarbeitung dieses dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte beschäftigen. Aus diesem Grund wird „Blut muss fließen“ einen Tag nach der öffentlichen Aufführung am Dienstag, 17. März, vormittags noch einmal in der Schule gezeigt – diesmal allerdings nur für Schüler der Klassen 8 bis 10. Auch an diese Vorstellung wird sich eine Podiumsdiskussion anschließen.