Einkaufen in CORONA-ZEITEN

Ein Beitrag von Alina Köhler (9G) zum Leben in schwierigen Zeiten.

Der Parkplatz scheint förmlich vor Autos überzuquellen. Einen zu finden, wird für uns zu einer Herkulesaufgabe, aber schließlich entdecke ich nach vier Rundfahrten, in denen wir nach jeder Runde noch genervter und angespannter wurden, ganz hinten in einer Ecke noch ein Plätzchen, das wir (zu unserem Glück) ergattern können. Nachdem ich mein Ticket in den Supermarkt in Form meines Einkaufswagens gelöst habe, gehe ich hinein und sofort steigt mir der beißende Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Mit daraufhin gerümpfter Nase blicke ich mich erst einmal um. Überall diese Schilder, die auf den erforderlichen Mindestabstand von 2 Metern hinweisen, überall die Schlangen, welche die Gänge einzunehmen scheinen, überall diese Distanz zwischen den Menschen. Alles ist irgendwie überwältigend und ich bin langsam verwirrt, wo ich wann was machen darf.

Langsam taste ich mich in dem Menschengewirr voran und mir wird zunehmend unwohl zumute. Jedes Mal, wenn mir jemand entgegenkommt, denke ich, dass die beiden breiten Einkaufswagen unmöglich in dem engen, langen Gang aneinander vorbeikommen können, ohne die Regale im wahrsten Sinne des Wortes abzuräumen. Das Einkaufen im Supermarkt gestaltet sich mehr und mehr zu einem nicht mehr zu enden scheinenden Parcours. Ich fühle mich eingeengt, alles wird mir zu viel, die Luft scheint plötzlich beißend zu sein… Ich atme einmal tief ein und aus, beruhige mich wieder und gehe langsam wie ferngesteuert auf das Regal zu, das eigentlich mit Klopapier und Küchenrolle gefüllt sein sollte.  Apropos abgeräumt … Natürlich streckt sich mir stattdessen eine gähnende Leere entgegen. „Im Anfang (in unserem Fall der Pandemie) war alles wüst und leer“ trifft hier den Nagel wirklich auf den Kopf. Nur hoffentlich ist das bald nicht mehr der Fall. Man starrt förmlich Löcher in das kahl und kühl wirkende weiße Regal, statt Klopapier kaufen zu können, was in Deutschland momentan zum neuen Salz wird. Wir befinden uns schließlich in Zeiten von Corona, in denen schon Witze über die Hamsterkäufe der Deutschen (besonders über den Klopapierkonsum) gemacht werden!

Nervös und irgendwie auch ein bisschen wütend schlängele ich mich weiter durch die engen Durchgänge und mein Blick bleibt an der riesigen Eisauswahl hängen. Zwischen den vielen verschiedenen leckeren Sorten fällt es mir schwer zu entscheiden … Während ich überlege, welches Eis wohl sowohl meiner kleinen Schwester als auch mir schmecken könnte, kommt eine Frau heran. Sie ruft jubelnd auf: „Endlich! Da freut sich die Kleine endlich mal wieder!“, als sie ihre so sehr ersehnte Beute ergreift. In diesem Moment ist es, als ob ein Glücksgefühl mich von innen heraus aufwärmen würde und ich freue mich sehr mit der Frau und ihrem Kind über diese eigentlich für uns so selbstverständliche Sache, sodass ich anfange zu lächeln. Es lässt mich aber auch nachdenklich werden und ich realisiere zum ersten Mal aktiv, wie diese globale Pandemie unser ganzes Leben auf den Kopf stellt. Aber es lässt uns gleichzeitig auch viel dankbarer werden für jene Dinge, die wir für „normal“ halten, wie z. B. den Genuss des Lieblingseises. Corona, was auf Spanisch „Krone“ heißt, lässt uns auch unsere eigenen Kronen absetzen, um anderen Menschen in Not zu helfen, und öffnet so unsere Herzen. Als ich schließlich durch eine Markierung, die knallrot wie … ja, wie ein Gummiboot (Er hat ein knallrotes Gummiboot…;-) natürlich habe ich jetzt wieder diesen Ohrwurm …) aufleuchtet, darauf aufmerksam gemacht werde, dass ich dort stehen bleiben muss, um den Sicherheitsabstand auch an der überfüllten Kasse einzuhalten, werde ich von den geöffneten Herzen abgelenkt.

Durch das kräftige Rot, das für mich wie ein großes unüberwindbares Stoppschild für Träumereien über das, was besser wird, wirkt, fühle ich mich, als ob ich gegen gerade dieses Schild gelaufen wäre und so auf schmerzhafte Art und Weise wieder mit der Realität mit dem vielen Schlechten, was zurzeit passiert, konfrontiert werden würde. Die Schlangen scheinen, gerade durch die Abstände zwischen den einzelnen Käufern, unendlich, wie in die Länge gezogen zu sein. Ungeduldig werdend tippe ich mit dem Fuß auf und ab. Endlich bin an der Reihe und bezahle meine unter großen körperlichen und vor allem seelischen Anstrengungen erworbenen Lebensmittel. Ich werde förmlich mit dem Menschenstrom hinausgedrängt und bin erleichtert, als die strahlende Sonne mir als kleiner Lichtblick in dieser doch sehr düsteren Zeit ins Gesicht scheint. Frische Luft weht mir dabei entgegen und nach diesem anstrengenden Einkauf kann ich im wahrsten Sinne des Wortes wieder aufatmen.