Lustige Lehrstunde in Sachen Fremdschämen

Sven Stricker liest an der OTS aus seiner Krimi-Reihe – Hawi-Kurs zaubert Köstlichkeiten

Wenn viele Menschen in Homberg mit ein und demselben Mann ins Bett gehen, dann hat das einen gewichtigen Grund: Sven Stricker war da. Und im Gepäck hatte er diesen verschrobenen, aber liebenswürdigen Kerl, der einem anschließend nicht mehr aus dem Kopf geht: Sörensen.

Bücher-Fans wissen längst, worum es geht: um die Krimireihe mit dem vornamenslosen Hauptkommissar Sörensen, der Band für Band in der friesischen Kleinstadt Katenbüll immer wieder aufs Neue in die Abgründe der menschlichen Seele blickt. Dabei war der unter einer Angststörung leidende Polizist eigens aus Hamburg aufs Land geflüchtet, um dort in idyllischer Ruhe wieder zu Kräften zu kommen. Doch leider kommt es – wie so oft im Leben – ganz anders…

Während der Lesung in der Aula der Ohmtalschule (OTS) wurde das Publikum aufs Beste unterhalten. Das lag zum einen an der fesselnden Art, mit der Strickers Stimme den einzelnen Figuren Leben einhaucht. Zum anderen an der Mischung aus schwarzem Humor, ostfriesischer Einfalt und bösartigen Verbrechen, von denen Katenbüll heimgesucht wird.

Stricker las aus dem vierten Band der Reihe, „Sörensen sieht Land“, in dem das schwierige Verhältnis des Kommissars zu seinem Vater beschrieben wird und eine äußerst unterhaltsame „Lehrstunde in Sachen Fremdschämen“, wie der Autor es nannte, und bei der die Zuhörer Tränen lachten: Sörensen und seine Kollegin Jennifer kommen einander näher, nun ja, sie versuchen es zumindest, allerdings auf eine Art, die jedem Anflug von Romantik aufs Grausamste den Garaus macht…

Während dieses sehr gelungenen Auftaktes des „Homberger Erzählfestivals“, der von der Stadt- und Schulbibliothek mit Leiterin Ariana Jende und Elisa Kertzscher, der Inhaberin der Homberger Buchhandlung, organisiert worden war, erfuhr das Publikum dann auch die Hintergründe der deutschlandweit bekannten Figur Sörensen. Sven Stricker ersann die Figur vor gut neun Jahren für ein Hörspiel mit dem Ziel, seine eigene Angststörung in einem Sujet eingebettet zu thematisieren. Damit habe er Betroffenen Mut machen wollen. Die Hauptfigur schrieb er seinem Freund, dem Schauspieler Bjarne Mädel, auf den Leib, den man während der Lesung dann auch ständig vor Augen hatte, so gut passen Figur und Darsteller zusammen. Die Verfilmung „Sörensen hat Angst“ aus dem Jahr 2021 ist denn auch das Regiedebüt von Bjarne Mädel, der einem größeren Publikum als „Tatortreiniger“ bekannt wurde.

Damit kein Homberger nach diesem Frontalangriff auf die Lachmuskeln hungrig ins Bett musste, hatte ein Hauswirtschaftskurs der OTS unter Leitung der Lehrerinnen Vanessa Franz und Aldona Wasik einige Köstlichkeiten – wie Gazpacho mit geröstetem Baguette und Parmesan-Gemüse-Chip, Mini-Quiche und Wrap – vorbereitet, die beim Publikum sehr großen Anklang fanden.

Text: S. Simon

Bilder: Simon / Rowohlt Verlag